„Wir wollen Leben retten“

28.06.2019
Pressemitteilung MdB

Connemann spricht sich im Bundestag für Organspende aus

BERLIN. Jeden Tag sterben in Deutschland zwei bis drei Menschen, weil kein passendes Spenderorgan für sie gefunden werden konnte. Aktuell warten fast 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Und das obwohl die Mehrzahl der Deutschen bereit ist seine Organe zu spenden und so anderen Menschen eine Chance auf Leben zu geben. Der großen Spendenbereitschaft steht allerdings die im Verhältnis geringe Zahl an Spendern gegenüber. Denn nur rund jeder Dritte besitzt einen Organspendeausweis. Deshalb hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Diskussion um eine doppelte Widerspruchslösung ins Rollen gebracht.

Die sogenannte doppelte Widerspruchslösung sieht vor, dass jede Person als Organ- oder Gewebespender gilt, die dieser Annahme nicht zu Lebzeiten widerspricht. Auf diese Weise sollen die Bürger dazu angehalten werden, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen und eine bewusste Entscheidung zu treffen. Auch die nächsten Angehörigen sollen dadurch entlastet werden. Sie müssen nicht mehr selbst die schwere Entscheidung über eine Organentnahme beim Verstorbenen treffen, sondern nur noch Auskunft geben, ob ihnen ein entgegenstehender Wille des Spenders bekannt ist.

Eine gute Idee, wie Barbara Backer vom Verein Organtransplantierte Ostfriesland e.V. findet: „Wir könnten viel mehr Spender in Deutschland haben, wenn sich jeder selbst entscheiden würde. Denn die wenigsten weigern sich gegen eine Organentnahme. Sie vertrödeln es einfach sich einen Spendeausweis zuzulegen. Deshalb finde ich die Widerspruchslösung richtig. Wichtig ist auch das Thema in die Gesellschaft zu tragen und miteinander offen darüber zu sprechen.“

Doch es ist ein Thema, das die Gemüter erregt. Deshalb debattierten jetzt auch die Abgeordneten des Deutschen Bundestages mehr als zwei Stunden leidenschaftlich über das Thema Organspende. Unter der Überschrift „Gesetz zur Regelung der doppelten Widerspruchslösung im Transplantationsgesetz" sprach auch die hiesige CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann: „Wir haben heute hier berührende Lebensgeschichten gehört. Auch ich könnte jetzt über Einzelfälle sprechen, über junge Familienväter, krebskranke Kinder. Das möchte ich aber nicht. Denn so wichtig jedes einzelne Schicksal ist: Mir geht es um eine grundsätzliche Frage. Welche Verantwortung müssen Menschen für sich und andere übernehmen, und was können und dürfen wir als Gesetzgeber verlangen? Alle hier in diesem Saal eint ein Ziel: Wir wollen Leben retten; das ist unstreitig.“

Damit setzte die Heselerin ein deutliches Zeichen für eine die Widerspruchslösung. Sie betonte in ihrer Rede auch die Verantwortung der Gesellschaft, die sich als Solidargemeinschaft bereifen müsse: „Nun fehlt für mich persönlich der letzte Schritt, nämlich eine Antwort auf die Frage: Dürfen wir von Bürgern eine Entscheidung verlangen, ja oder nein? Meine persönliche Antwort heißt: Ja. Für mich ist diese Frage übrigens elementar. Dabei will ich gar nicht über die Relevanz von Spenderzahlen reden. Wir wissen zwar, dass in Ländern mit Widerspruchslösung im Gesamtdurchschnitt die Zahlen 30 Prozent höher sind als in Ländern mit Zustimmungslösung, aber für mich ist am Ende ausschlaggebend, dass Menschen Verantwortung für sich und andere übernehmen. Dabei denke ich nicht allein an diejenigen, die in dieser Angst warten, sondern ich denke auch an uns selbst, an unsere Angehörigen. Denn auch nach unserem Vorschlag der doppelten Widerspruchslösung bleibt jeder in seiner Entscheidung frei. Er kann Ja sagen, und er kann Nein sagen. Eine Ablehnung, ein Nein muss übrigens nicht begründet werden.“

Dass die Einführung dieser Widerspruchslösung jedoch nicht alle Probleme auf einen Schlag lösen wird und nicht sofort für jeden Wartenden ein passendes Organ zur Verfügung steht, wurde in der Debatte auch noch einmal hervorgeheben. Denn das Fehlen von Spenderorganen hat viele Gründe, wie Dr. Christian Prause, Chefarzt der Intensivmedizin am Elisabeth-Krankenhaus in Thuine und Transplantationsbeauftragter, weiß: „Die Gründe sind vielfältig. Denn potentielle Spender müssen auch erkannt werden. Das ist von Klinik zu Klinik verschieden. Man darf sagen, dass das Spenderaufkommen in einer Klinik stark mit den zuständigen Ärzten vor Ort zusammenhängt. Hier müssen wir dringend sensibilisieren und noch mehr informieren.“